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Entschleunigung - ein Gastbeitrag

Entschleunigung - ein Gastbeitrag

Ein Gastbeitrag von G. L.

Jeder von uns kennt diesen Begriff, aber stellt er nicht einen Widerspruch in sich dar? Beschleunigung ist klar, Verlangsamung auch, aber Entschleunigung? Für mich soll damit wohl ausgedrückt werden, dass man der Beschleunigung, die allerorts verlangt wird, auch etwas entgegensetzen kann: das alte oder auch uralte „Eile mit Weile“. Platon soll behauptet haben: Wer es eilig hat, kann nicht denken! Aber das waren ja noch ganz andere Zeiten, mit der heutigen Leistungsgesellschaft in keiner Weise vergleichbar, nicht wahr?

Der Leistungsgedanke hat sicherlich seine Berechtigung, aber ist Leistung wirklich alles? Woher weiß ich denn, ob sich meine Leistung auch auszahlt? Wer oder was motiviert mich zu einer Leistung? Fragen über Fragen. Es macht also Sinn, beim Grundsätzlichen anzufangen. Alles was existiert, hat auch seine Daseinsberechtigung, also auch der Mensch. Daraus ergibt sich, dass der Mensch ein Wert „an sich“ ist, er also seinen Wert nicht durch Leistung nachweisen muss.

Warum verfallen viele von uns trotzdem in einen regelrechten Leistungswahn? Wahrscheinlich deshalb, weil sie Leistung mit Lebenssinn verwechseln. Mir selbst ist die Frage nach dem Lebenssinn erst schmerzlich - durch Krankheit – bewusst geworden. Zuvor habe ich sie erst gar nicht gestellt; wozu auch? Schließlich will ich mich nicht hinter anderen verstecken. Also bringe ich Leistung, auch wenn sie auf Dauer meine Kräfte übersteigt. Das bedeutet aber im Umkehrschluss: Wenn ich nicht auf ausreichende Entspannung achte, darf ich mich nicht wundern, einen Absturz zu erleben. Und so kam es auch.

Wie finden wir aber zu der notwendigen Entspannung?

Dazu sind bereits tausende von Ratgebern geschrieben worden. Wir können uns dazu Vorträge oder Entspannungsmusik anhören oder Kurse über Yoga oder Meditation besuchen; jeder nach eigener Vorstellung und eigenem Bedürfnis. Wir werden bei der Anwendung einen bestimmten Grad der Entspannung erreichen. Noch besser wäre es, einen „Nullpunkt“ oder einen Ausschaltknopf zu finden. Besteht diese Möglichkeit eigentlich und wenn ja, auf welchem Weg ist totale Entspannung zu erreichen? Die Antwort dazu finden wir wohl eher bei Lehrern aus der östlichen Hemisphäre als bei uns im Westen. Sie zeigen uns neue Lebenswege, indem wir lernen loszulassen.

Zu diesem Zweck sollten wir uns bemühen, unser Ego d. h. unser Selbstbild loszulassen. Dieses Ego ist schließlich nur die Summe unserer Erfahrungen zusammen mit den entsprechenden Bewertungen. Sie betreffen also die eigene Person und sind nur selten allgemeingültig. Es geht im Ergebnis um den Unterschied zwischen objektiver und subjektiver Betrachtungsweise.

Wir bewerten unser Leben und unseren bisherigen Lebenslauf aufgrund unserer Erfahrungen. Ein Anderer macht gleiche oder ähnliche Erfahrungen, bewertet sie aber in ganz anderer Weise. Was also für mich eine gute Erfahrung darstellt, kann daher für den Nächsten genau das Gegenteil bedeuten. Die vordergründige Erfahrung von gut und schlecht kann also schnell in die Sackgasse führen. Eigene Erfahrungen können in erheblichem Umfang mit Mängeln oder Unsicherheiten belastet sein.

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