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Angst - ein Gastbeitrag

Angst - ein Gastbeitrag

Ein Gastbeitrag von G. L.

Sie gehört zu unserem Leben, aber wenn sie unser Leben bestimmt, wird es problematisch. Es ist von Vorteil, umsichtig und vorsichtig an Neues heranzugehen, aber unser Leben kann zur Qual werden, wenn uns Angst vollkommen beherrscht. Menschen mit Panikattacken kennen dieses Problem besonders gut.

Aber warum Angst und wovor ?

Weil wir verlernt haben, mit der Natur allgemein und unserer eigenen Natur und Veranlagung sinnvoll umzugehen. Die alltägliche Reizüberflutung bringt es mit sich, dass vieles, was an uns herangetragen wird, ( vorläufig ) im Unterbewusstsein verschwindet. Erst später, wenn wir bewusst über eine gefährliche Situation z. B. im Straßenverkehr nachdenken, wird klar, wie leicht etwas hätte schiefgehen können.

Angst entsteht , wie alle unserer Emotionen, zunächst in der Amygdala oder auch Mandelkern, also in einem der älteren Teile unseres Gehirns. Zwar sollten diese Eindrücke an anderer Stelle nochmals überprüft werden, was aber nicht immer geschieht. Im Ergebnis sammelt sich also immer mehr Unbewusstes oder Unbearbeitetes in unserem „Keller“ an. Dazu kommt noch, dass wir manches bewusst verdrängen; das sind dann die „Leichen im Keller“. Es entstehen also Eindrücke, von denen wir nicht genau wissen, wie wir sie einordnen sollen, Besteht wirkliche Gefahr oder handelt es sich nur um Produkte von übersteigerter Phantasie ohne jeden realen Bezug. Es ist also notwendig, unseren geistigen Keller von Zeit zu Zeit zu entrümpeln, was nicht immer Freude macht, denn wir müssen uns zuerst mal ansehen, was sich dort angesammelt hat. Auch das Wegwerfen selbst ist nicht einfach, vielleicht könnte man das Eine oder Andere doch noch gebrauchen.

Was hilft weiter ?

Zunächst sollten wir uns um Muse und Entspannung bemühen, auch wenn das für manche Leute Fremdworte sind. Aber wie sollen wir auf andere Art lernen, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden ? Und sollte uns die Aufarbeitung alleine nicht gelingen, so können wir auch fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Aber Vorsicht : Die Hauptarbeit bleibt immer bei mir selbst, denn auch der beste und einfühlsamste Helfer hat kein Patentrezept, um all meine ganz persönlichen Fragen schlüssig zu beantworten. Hier helfen nur Ausdauer und Geduld, um sich in die schwierige Materie der menschlichen Psyche einzuarbeiten.

Auch eine gewisse Disziplin ist notwendig, um alteingefahrene Gewohnheiten und Abhängigkeiten zu ändern. Wir sollten uns dieser Mühe unterziehen, auch wenn es sehr zeitaufwendig ist, denn im Ergebnis könnten wir einen vollkommen neuen Lebensweg finden, der unserer einzigartigen Persönlichkeit auch wirklich entspricht. Sollte das nicht gelingen, besteht immer noch die Chance, zumindest alte Fehler zu vermeiden.

Machen wir uns also an die Arbeit und vor allem : Glauben wir ans Gelingen.

Nach diesen eher theoretischen Ausführungen versuche ich, nach eigener Erfahrung und Erkenntnis eine kurze praktische Darstellung zum Thema zu bringen.

Meine eigenen Ängste würde ich zunächst unterteilen in eine Versagensangst und eine Verlustangst. Es besteht kein Zweifel, dass es sich bei mir um einen angstbesetzten Menschen handelt. Das habe ich mir nicht ausgesucht und die Gründe dafür sind vielfältig. Auch möchte ich eine weitere Unterteilung vornehmen und zwar einerseits in die vom Verstand her entstandene Angst und andererseits die Emotionsangst.

Es soll Menschen geben, die Angst als Beleidigung ihres Ich interpretieren. Aus diesem oder anderen Gründen entsteht unmittelbar ein Impuls zur Verdrängung dieses „unangenehmen“ Gefühles. Diesem Impuls sollten wir keinesfalls nachgeben, denn er führt in eine Sackgasse. Die Angst existiert im Unterbewusstsein weiter und führt zu Erschöpfung, Burn-Out oder Depression, jedenfalls nach meiner Erfahrung. Sie raubt also wertvolle Energie, die an anderer Stelle fehlt.

Ich muss mich also aktiv mit dem Problem beschäftigen. Dazu habe ich mir eine größere Anzahl von Büchern gekauft und auch gelesen. Vor allem der Bereich der Psychologie hat mich interessiert, denn mein Denken zuvor war vorwiegend verstandesorientiert. Diese Literatur hat mir geholfen, mein eigenes Verhalten besser zu verstehen. Sie hat mir aber nicht geholfen, meine Ängste abzubauen. Erst später wurde mir klar, dass ich den Ursprung meiner Angst im emotionalen Bereich suchen muss.

Nach heutiger Vorstellung kann ich die Em-Angst nicht beseitigen oder überwinden, wohl aber durch Vertrauen kompensieren. Die Grundlage für dieses Vertrauen muss ich selbst entdecken, dabei hilft mir am Ende niemand. Zwar kann ich mir Hilfe erhoffen im Bereich der Theologie, der Religion oder Religiosität oder des Glaubens, aber niemand schreibt mir vor oder hat mir vorzuschreiben, was ich zu glauben habe. So erlebe ich in der Folge ein Stück innerer Freiheit; auch Gedankenstille und Frieden ist erreichbar. Gelingt diese Entdeckung aber nicht, so können sich meine Ängste auf der Verstandesebene weiter verstärken bis zur puren Existenzangst. Auch Gedanken an ein vermeintlich besseres Jenseits bleiben dann nicht aus.

Aber genau diese Vorstellung des Verlorenseins kann auch, so widersprüchlich es klingen mag, eine Umkehr bewirken. Wenn ich nichts mehr zu verlieren habe, dann besteht auch kein wirklicher Grund für Ängste aller Art. Der Schlüssel hierzu wäre das Loslassen, das an anderer Stelle beschrieben wurde.

Allerdings kann hier auch von einer Gratwanderung gesprochen werden; Absturz nicht ausgeschlossen. Der Wert von kompetenter Hilfe kann also nicht hoch genug eingeschätzt werden. In der sogenannten Moderne ist Angst in manchen Kreisen immer noch ein Tabu-Thema und kann bis zur Stigmatisierung führen. Freiheit hat auch eine Kehrseite und kann Angst erzeugen. Der Wohlstand, den viele genießen, kann auch Verlustangst erzeugen. Oft wird das Thema auch auf rein wissenschaftlicher Basis abgehandelt, womit dem Betroffenen aber nicht geholfen ist.

Was kann ich tun, um alldem entgegen zu wirken ?

Ein gesundes Selbstbewusstsein wird mir helfen, meinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Eine gewisse Zufriedenheit vermindert meine Angst, zumindest die Verstandesangst. Die Einsicht, dass unser Leben endlich ist und Versagen und Verlust am Ende bedeutungslos werden, kann Hoffnung und Trost vermitteln. Außerdem kann ich mich bemühen, das mir Mögliche auch zu tun. Zumindest muss ich mir später keine Vorwürfe machen, es nicht versucht zu haben.

Um das, was ich nicht schaffe, wird sich EIN ANDERER kümmern oder ich erhalte es als Geschenk.

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